Friedmunt Sonnemann ist ein leidenschaftlicher Samengärtner und Verfechter ökologischer Landwirtschaft im Hunsrück. Wir durften ihn einen Tag auf seiner „Königsfarm“ besuchen. Friedmunt hat uns mit seiner tiefen Kenntnis und Liebe zur Botanik begeistert und uns gezeigt, wie man durch Nachhaltigkeit und traditionelle Praktiken eine grüne Oase schaffen kann.
Vor 34 Jahren übernahm Sonnemann die stark vernachlässigte Königsfarm von einer Winzerfamilie und verwandelte das Anwesen in den folgenden Jahrzehnten grundlegend. Fast alle Bauten entstanden in seiner Zeit, und das Grundstück wuchs zu einer grünen Oase der Ruhe heran.
Friedmunt Sonnemann: Ein Leben für die Natur

Mit einer Fläche von 4 Hektar, davon 7.000 Quadratmeter kultiviert, ist die Farm in kleine Parzellen unterteilt – ein Ort, der den Besucher sofort in eine innere Ruhe versetzt, vergleichbar mit einem Urwald.
Friedmunt Sonnemann, geboren in den 1960ern in Bonn und aufgewachsen in Köln, begann seine ökologische Reise als Zivildienstleistender auf Ökohöfen. Diese Erfahrung führte zu seinem Entschluss, sich nach der Schule etwas Eigenes aufzubauen. Seit seinem 13. Lebensjahr fasziniert ihn die Botanik.
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Sonnemann lebt auf der Farm autark, ohne Motoren und Strom in den Häusern, um Strahlung zu vermeiden. Er nutzt sporadisch Solarstrom (z. B. Zum Wäsche waschen) und kommuniziert über Festnetztelefon. Gäste und internationale Helfer beleben die Farm, die über eine Pflanzen-Kläranlage, mehrere Zisternen und eine Quelle verfügt.

Der Weg zur Unabhängigkeit
Friedmunt Sonnemann ist vollberuflich als Samengärtner tätig. Die ersten Jahre waren schwierig; damals gab es noch wenig Bewusstsein für ökologisches Saatgut, und viele kauften lieber im Baumarkt. Doch inzwischen kann er gut davon leben. Er verkauft seine Saaten auf Marktständen und über den Versand „Mutter Erde Saaten“, eine Kooperation mehrerer Höfe. Sonnemann hat auch nie einen Führerschein gemacht und reist nach wie vor mit Bus und Bahn zu den Märkten – der nächste Bahnhof ist zweieinhalb Kilometer entfernt.
Der Vertrag zwischen Menschen und Nutzpflanzen

In einer Zeit, in der viele Menschen das alte Wissen um die Beziehung zwischen Mensch und Pflanze vergessen haben, hält Friedmunt Sonnemann an dieser uralten Verbindung fest.
Schon in der Jungsteinzeit säten und pflegten die Menschen Pflanzen, die ihnen Nahrung, Kleidung und Heilmittel gaben. Früher wurden Samen nicht als Handelsgut betrachtet, sondern als wertvolle Familienmitglieder in Ehren gehalten, weitergereicht und getauscht.
Sonnemann erzählt uns von den Hopi, einem indigenen Volk Nordamerikas, die Samen als heilig betrachten. Sie glauben, dass diese Pflanzenwesen das Volk seit Jahrtausenden begleiten. Traditionell blieben Pflanzen dort, wo sie optimal angepasst waren, was sie widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge machte. Doch im 19. Jahrhundert, als Menschen vermehrt in Städte zogen, begann der Wandel. Der Anbau von Gemüse verlagerte sich von den Dörfern in städtische Gärten, und Samen wurden zu Handelsgütern.


„Der Verlust alter Sorten ist ein Kulturbruch, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, sagt Sonnemann. Heute seien lokale Sorten rar, doch sie seien für die regionale Anpassung und die genetische Vielfalt unerlässlich.
Ohne Menschen wie Friedmunt Sonnemann und Initiativen wie die Bengel Saatgutbörse im Landkreis Bernkastel-Wittlich wären viele dieser wertvollen Pflanzen unwiederbringlich verloren.
Die Herausforderung der Klimaveränderung
Die sich rasant verändernden klimatischen Bedingungen, stellen die Landwirtschaft vor immense Herausforderungen. Die subtile Verbindung zwischen Mensch und Pflanze, wie sie die Hopi pflegten, fehlt den allermeisten modernen Pflanzen. Friedmunt erzählt eine Geschichte der Indianer: Trotz wochenlanger Dürre sorgte das Mais-Lied von Nawade für vitale Maispflanzen, es wurde den Pflanzen „Mut“ zu gesungen.

Auch Friedmunt singt für seine Pflanzen, vor allem beim Säen.
Sonnemann betont die Notwendigkeit, Genbanken und NGOs zu unterstützen, um die Vielfalt zu erhalten. Gentechnik und Hybrid-Züchtungen lehnt er ab.
Runde durch den Garten und Pflanzen-Erklärungen
Sortenvielfalt: Die Kunst der richtigen Auswahl

Seit jeher wählen Menschen die besten Pflanzensaaten für die Aussaat. Gute Pflanzen zeichnen sich durch gerade Stängel, Genügsamkeit, tiefe Wurzeln, feingefiederte Blätter, leuchtend grüne Farbe und gutes Aroma aus. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wildtyp und gezüchteten Pflanzen sichert sowohl Ertrag als auch Geschmack.
Gentechniker versprechen Lösungen für Klimaveränderungen, doch ihre Versprechen bleiben oft unerfüllt. Kein Gen macht Pflanzen dürre-resistent, „Gen-Pflanzen sind starr!“.
Stattdessen brauchen Pflanzen tiefe Wurzeln und eine Wachsschicht auf den Blättern, um verschiedenen klimatischen Bedingungen standzuhalten. Traditionelle Züchtungen wie der Kürbis Petro Pawlos aus Nord-Kasachstan oder sibirische Sorten zeigen, dass Anpassungsfähigkeit entscheidend ist.
Die Bedeutung der Epigenetik
Auch epigenetische Einflüsse spielen eine entscheidende Rolle in der Pflanzenentwicklung, so Sonnemann. Konventionelle Züchtungen, die auf Gleichförmigkeit setzen, sind bei Krankheitsausbrüchen anfällig. Strategien zur Förderung von Vielfalt umfassen jährlich wechselnde Saatzeiten und Bodenbedingungen, die evolutionäre Sprünge ermöglichen und eine totale Vielfalt aus gleichförmigen Sorten herausholen.
Friedmunt Sonnemann betont die Bedeutung kosmischer Rhythmen nach Georg Wilhelm Schmidt. Planetentermine beeinflussen Vitalität und Resistenz der Pflanzen. Beispiele sind Merkur und Venus für Vitalität, Mars für Breitenwachstum sowie Jupiter und Saturn für Ordnung und Heilung. Saaten in den Rauhnächten säen und zur normalen Zeit ernten, ergibt resistentere Pflanzen.

Fazit
Unser Besuch bei Friedmunt Sonnemann auf der Königsfarm war eine inspirierende Erfahrung. Wir wurden Zeugen des Engegamgents und des Wissens, das er in seine Arbeit steckt. Seine Arbeit beweist, dass eine tiefe Verbindung zwischen Mensch und Pflanze auch in Zeiten des Klimawandels und der modernen Agrarindustrie möglich ist und gefördert werden kann. Und wer weiß, vielleicht werden wir unseren Pflanzen demnächst auch Mut zu singen 😉
Bilder: Julia Densborn, Text: Julia Kunze













